Hände einer älteren Person, darin verschiedene Münzen
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Ältere Menschen, besonders Frauen, sind in Bayern mit am stärksten gefährdet, in Armut abzurutschen.

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Bündnis in Nürnberg will gemeinsam gegen die Armut angehen

Knapp jeder zehnte Nürnberger braucht Transferleistungen, etwa 2.000 Menschen sind wohnungslos – die Armut in Nürnberg ist groß. Ein Bündnis aus Sozialverbänden, Vereinen, der Sparkasse und dem 1. FC Nürnberg nimmt nun den Kampf dagegen auf.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Julia hat gleich zwei Jobs, und trotzdem reicht das Geld nie. Vormittags hilft sie in einem Kindergarten aus, abends erledigt sie die Büroarbeit für einen Gerichtsvollzieher. Dennoch muss sie mit Wohngeld aufstocken. Die 36-jährige Mutter zweier Kinder ist seit 2018 alleinerziehend. "Ich muss jeden Cent umdrehen", erzählte sie im Sommer auf einer Demonstration vor dem bayerischen Finanzministerium in Nürnberg.

22 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen

So wie Julia geht es rund 54.000 Nürnbergerinnen und Nürnbergern, die auf Transferleistungen angewiesen sind – dazu zählen Wohngeld, Grundsicherung oder Asylbewerberleistungen. Damit lebt knapp jeder zehnte Bürger in der Stadt in Armut. Besonders Kinder sind betroffen. 22 Prozent aller Kinder und Jugendlichen, also fast ein Viertel, bräuchten unterstützende Leistungen, berichtet die Nürnberger Sozialreferentin Elisabeth Ries (SPD).

Dazu kommen noch rund 2.000 Menschen, die keine eigene Wohnung haben, sondern in Pensionen leben oder untergebracht sind. 200 Personen kommen in Notschlafstellen unter. 50 bis 100 Menschen leben in Nürnberg dauerhaft auf der Straße.

Club baut Engagement aus und will "nachhaltig helfen"

Sozialverbände, Gewerkschaften, Kirchen und Vereine kämpfen schon lange gegen die Armut in Nürnberg an. Auch der 1. FC Nürnberg und die Sparkasse haben sich dem Kampf angeschlossen. Sie wollen ihr soziales Engagement ausbauen, erklärten der Verein und das Finanzinstitut zum Auftakt am Montagabend. "Gemeinsam gegen Armut" lautet das Motto des Bündnisses. "Wir wollen keine Lippenbekenntnisse, sondern wir wollen nachhaltig helfen", betonte Katharina Fritsch vom 1. FC Nürnberg, die die Aktion ins Leben gerufen hat.

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Der 1. FC Nürnberg und die Sparkasse luden zu einem Runden Tisch, um mit Verbänden und Vereinen Projekte zur Hilfe gegen Armut auszuloten.

Gemeinsam Hilfsprojekte verwirklichen

Zum Runden Tisch kamen unter anderem die Stadtmission Nürnberg, die Caritas und das Bayerische Rote Kreuz. Aber auch kleine Initiativen wie beispielsweise die Obdachlosenhilfe Bollerwagen-Crew aus Lauf an der Pegnitz und die Obdachlosenhilfe Nürnberg waren vertreten. Gemeinsam sollen Hilfsprojekte verwirklicht werden. Die sozialen Organisationen und Initiativen hoffen, über den 1. FC Nürnberg mehr Aufmerksamkeit für ihre Arbeit zu bekommen. Die Spendenbereitschaft sei geringer geworden, heißt es von allen Seiten. Zudem werde jede helfende Hand gebraucht.

Auch Clubprofis wollen sich ebenfalls engagieren

Auch aktive Sportler des Vereins sicherten ihre Unterstützung zu. Der zweite Club-Torwart Carl Klaus will sich vor allem für Kinder und Jugendliche einsetzen. Kinderarmut sei ein Risikofaktor für alles – von Schullaufbahnen bis hin zur Lebenserwartung, betonte der Fußballer bei der Auftaktveranstaltung. Zudem ruft der 1. FCN über die Online-Seite "Unser Club" seine Fangemeinschaft dazu auf, sich sozial zu engagieren. Auf der Internet-Seite finden die Fans unter anderem die nächsten Termine, an denen die lokalen Obdachlosen-Initiativen Spenden verteilen.

Nürnberg kein Einzelfall – zunehmende Armut in ganz Bayern

Die Stadt Nürnberg ist mit der zunehmenden Armut nicht allein. In ganz Bayern ist etwa die Zahl derjenigen, die "Hilfe zum Lebensunterhalt" bekommen, deutlich angestiegen. Laut dem Landesamt für Statistik in Fürth gab es 2022 im Vergleich zum Vorjahr 4,8 Prozent mehr Leistungsempfänger für diese spezielle Art der Sozialhilfe. "Hilfe zum Lebensunterhalt" ist eine Auffanghilfe für all diejenigen, die ihren Lebensunterhalt weder aus eigenen Mitteln noch aus eigener Kraft bestreiten können. Die Tafeln in Bayern werden seit Monaten von Bedürftigen überrannt. In München hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die bei der Arche ein kostenloses Mittagessen bekommen, innerhalb eines Jahres verdoppelt.

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